Der Tag des Abflugs rückt immer näher. Übermorgen geht es nach München und dann nachts/in der Früh raus zum Flughafen. Reisefieber verspüre ich noch nicht, eher hat das Gefühl etwas von Schüttelfrost. Freude gepaart mit leichter Anspannung. Wünsche aus der Familie, dass alles so eintreten möge, wie ich es mir vorstelle treffen innerlich auf den Umstand, dass ich mir möglichst wenig vorstelle. Normalerweise plane ich eine Reise doch einigermaßen durch und beispielsweise im Falle von Island und Japan hatte ich ja zusätzlich doch einen gewissen Grundstock an Vorkenntnissen. Für Südamerika habe ich mir Spontaneität vorgenommen (von der Recherchearbeit in Peru abgesehen). Also vor Ort entscheiden - einfach wie es sich ergibt. Mein Anspruch ist es nicht, alles sehen zu müssen. Galapagos werde ich zum Beispiel aus Kostengründen ausklammern... als Biologe eigentlich eine Schande, aber dafür auch eine wunderbare Ausrede in der Zukunft nach Ecuador zurückzukehren. Fotografieren, filmen, schreiben... und vor allem Spanisch lernen, darauf werde ich mich konzentrieren. Für die ersten beiden Punkte schleppe ich so viel Equipment mit, dass es wegen des Gewichts meines Gepäcks schon einen leichten Aufschrei im Freundeskreis gab. Naja, der Punkt bereitet mir nur bis zur Gepäckkontrolle am Flughafen Schüttelfrost. Um die 23kg nicht (zu sehr) zu überschreiten musste ich bereits auf viele wunderbar praktische und (unbedingt!) notwendige Dinge verzichten - etwa die zweite Rolle Gaffertape, meine Apnoe-Flossen und eine zweite Hose. Von den Flossen habe ich mich am schnellsten getrennt, auch wenn es mich am meisten schmerzt. Etwa 2kg lassen keinen Spielraum für Diskussionen. Auch von meinen Haaren habe ich mich heute getrennt. Also größtenteils. Stummel von 25mm Länge sind mir geblieben. Dabei hatten sie endlich die Länge erreicht, dass ich sie problemlos nach hinten binden konnte. Trotzdem, kurze Haare sind pflegeleichter auf Reisen und zumindest in der Hinsicht überwiegt bei mir der Pragmatismus. Leichte emotionale Phantomschmerzen habe ich allerdings doch. Nervosität, Vorfreude, Anspannung und Neugier. Emotionaler Schüttelfrost trifft es ganz gut.