Nachdem ich in Südamerika wunderschöne Urwälder gesehen hatte, wollte ich daheim wieder zurück mal schauen, wo denn bei uns die letzten Reste so sind. Ich war einigermaßen geschockt, als ich herausfand, dass Deutschland überhaupt keine nennenswerten Urwaldreste mehr besitzt (manches wird euphemistisch "Urwald" genannt, ist aber keine seit der letzten Eiszeit unberührte Primärvegetation). Schutzgebiete der Kategorie I, Fehlanzeige. Der größte Urwald Zentraleuropas (weiter östlich gibt es etwas mehr) liegt doch tatsächlich in Niederösterreich. Mit 460 Hektar ist der Rothwald allerdings deutlich kleiner als die Primärwaldflächen im kleinen privaten Naturschutzgebiet Panguana. Um ehrlich zu sein, hatte ich erwartet, dass in den Kernzonen der heimischen Nationalparks Primärwaldflächen erhalten geblieben wären. Dass wir eigentlich wirklich alles verloren (oder besser gesagt: zerstört) haben, hat mich doch tief getroffen. Man muss ja auch bedenken, dass ja auch wesentliche Teile der heimischen Fauna mehr oder minder lang ausgerottet sind oder waren. Wisent, Auerochse, Tarpan, Wolf, Bär, Luchs und Biber sind die bekannteren Vertreter, aber längst nicht alle. Wie sie (in ihren ursprünglichen Populationsgrößen) die heimischen Ökosysteme beeinflusst und (mit)geformt hatten, lässt sich sehr schwer ermessen. Ohne ihren Einfluss kann man dann auch darüber streiten, ob "ungeschlägert" dann wirklich noch "Primärvegetation" bedeutet. Uns ist heimischer Urwald so fremd, dass viele schon Golfplätze für "Natur pur" halten. Und obwohl ich nur etwa zwei Autostunden entfernt zur Schule gegangen war, hatte ich in selbiger nie etwas über den Rothwald gehört, geschweige denn einen Ausflug dorthin unternommen. Kürzlich hatte ich dann endlich die Gelegenheit das zu ändern. Wobei auch nicht ganz. Ohne Führung darf man die Kernzone nicht betreten und klar ausgeschildert ist sie sowieso nicht, deshalb waren wir nur im Westteil (Kategorie Ib) des Wildnisgebiets Dürrenstein. Davon aber schon einmal ein paar Eindrücke: