Intag

Der Eingangsbereich zur Ferienhütte

 

Zuerst vorweg: Das Intag-Tal war sehr schön und vor allem Inlands-Touristisch. Sprich: Kurort-Atmosphäre. So richtig mit Thermalbad, überteuerten Familienrestaurants, trocken-warmen Wetter und Sonnenschein. Auch wenn ich nur sehr kurz dort war, kann ich dennoch sagen, dass es Mindo in kaum einer Weise gleicht. Das Klima ist deutlich trockener, die Vegetation lichter und flacher. Zumindest in dem Abschnitt, in dem ich mich aufgehalten habe (ziemlich zentral im Tal, am Rande des Rio Intag). Dem Tal zu Gute kommt, dass es die selbe Ausrichtung wie der Lauf der Sonne besitzt und es dementsprechend nie an Sonnenschein mangelt. Die Trockenheit sorgt außerdem dafür, dass trotz niedriger Seehöhe (etwa 1400m) kaum Moskitos stören (und dementsprechend auch keine Krankheiten). Eigentlich super, allerdings ist die Gegens auch stark als landwirtschaftlicher Kulturraum geprägt. Da kann Mindo doch mit mehr Natürlichkeit punkten.

Leider hatte der Opa meiner Gastfamilie nach einer Nacht keine Lust mehr und nachdem ihm das Auto gehörte, mussten auch die sechs anderen Familienmitglieder und ich bereits am Folgetag kehrt machen. Najo. Vielleicht schreibe ich später nochmal mehr.

 

Alles Banane

In Intag wird sehr viel Tropenobst angebaut, was meine Ausrede dafür ist, dass ich Blätter, insbesondere von Bananen, einfach liebe.

 

 

Ansonsten hat mich auch immer noch nicht das Reisefieber gepackt. Ich möchte ans Meer und dann auch richtig lange. Die Buckelwalsaison beginnt. Meine Flossen sind allerdings immer noch auf dem Weg und inzwischen kann ich dank Tracking sagen, dass keine Seite, auch nicht die Deutsche, an einem schnellen Pakettransport interessiert ist. Dementsprechend beschäftigen mich derzeit eher lokale Angelegenheiten. mein Gast-Schwager möchte mit mir am liebsten ein Unternehmen gründen, aber auch wenn ich einen ganzen Haufen an Möglichkeiten sehe, bin ich sehr skeptisch, so lange ich nicht die Steine im Weg sehe, die es definitiv gibt. Manchmal werde ich von meiner Gastfamilie gefragt, was mir an Ecuador gefällt und vor allem, was nicht. Eigentlich hat sich seit meinem ersten Monat nicht viel in der Hinsicht geändert, außer, dass es mich vor allem eine Sache immer mehr stört: Nahezu alles hier ist teurer. So viel teurer. Und die Leute verdienen nur einen Bruchteil. Es ist - Verzeihung - zum Kotzen. Beispiel: Heute hab ich (um morgen Falaffel zu machen) Sonnenblumenöl gekauft (Palmöl erzeugt bei mir Gewissenskonflikte und beim Soyaöl muss ich an Monsanto denken). 1l der Supermarktbilligmarke kostet 2,80$ (und 3$ gilt als guter Stundenlohn). Beim Rewe in Deutschland 1,19€. So ähnlich sieht es natürlich auch bei den anderen Grundnahrungsmitteln aus. Autos. Internet. Elektronik. Gebrauchsgegenstände. Alles außer Wohnen ist hier teurer. Von den Gehältern und Gehaltsgefällen habe ich ja bereits in Bezug auf die Elite-Uni ebenfalls geschrieben. Ecuador ist ein wunderbares Land und es gibt viel, worauf die Leute hier stolz sein können. Die Leute leben hier nicht auf den Bäumen*, es ist durchaus auch ein modernes Land, in vielerlei Hinsicht. Aber so viel kann verbessert werden. So viel _muss_ verbessert werden. Nahezu täglich denke ich darüber nach, wie und was. Natürlich spielt da gute und breite Bildung eine zentrale Rolle. Deswegen habe ich heute einmal Zahlen verglichen, weil ich wissen wollte, wie viele Studenten Ecuador hat. Fast 600.000 waren es 2012. Ein recht ähnlicher Anteil wie in Österreich (glaub 2010 waren es 330.000, bei der Hälfte der Einwohner). Das hat mich doch recht überrascht. Noch mehr überrascht haben mich dann aber zwei Zahlen. Die erste: 242. Das war die Anzahl der Doktoranden im Jahre 2013. Im gesamten Land. Die zweite: 14. Meine Zahl des Tages. So viele nicht-Mediziner haben im selben Jahr ihren Abschluss (also PhD) gemacht. Weniger als einer pro Million Einwohner. Wahnsinn. Oder?

*Das mit den Bäumen habe ich nicht geschrieben, weil ich je geglaubt hätte, dass es hier so wäre, sondern weil ich das Gefühl habe, dass die Mehrheit in Mitteleuropa so über Schwellenländer denkt. Siehe Flüchtlingskrise, wo hierzulande sich reihenweise Leute echauffieren konnten, weil die Flüchtlinge mit Smartphones kamen. Eben genauso ein Vorurteil wie "ja, da verdienen die Leute weniger, aber dafür ist auch alles billiger". Nein, eben nicht!