Wieder einmal habe ich den Fehler gemacht, meinen Text im Backend meiner Webseite zu schreiben. Dann hat es mich ausgeloggt und alles war verloren.

Alles.

Dabei hatte ich versucht mich kurz zu halten und doch eine halbe Seite geschrieben. Naja. Ich werde versuchen mich noch kürzer zu halten:

Heute poste ich (wenn die Internetleitung es hergibt) gleich zwei Sachen… einmal alte Bilder aus Mindo und zuerst eben hier etwas Aktuelles.

Gestern war ich nämlich, nachdem ich mich von meiner Erkältung ordentlich erholt hatte, wieder etwas Wandern. Zu einem alten Bekannten: dem Lago San Pablo. Dort wollte ich diesmal nämlich die Abendsonne nutzen, den Imbabura, einen meiner Lieblingsberge, erleuchtet zu fotografieren und dann zu versuchen etwas aus dem Sonnenuntergang zu machen. Von den vier Stegen in San Rafael, die mir meine OpenStreetMap angezeigt hatte, exisitierte dann nur der, den ich bereits kannte und der mit jeder Bewegung des Wassers mitschwankte. Tja, für Langzeitbelichtungen ist so etwas ziemlich kontraproduktiv und bei dem Wind lohnt es sich lange zu belichten um ganz wörtlich die Wellen zu glätten. Entgegen kam mir, dass es mit (Ultra)Weitwinkel deutlich schwieriger ist zu verwackeln und dass mein Motiv ausschließlich im „unendlich“ Bereich des Fokus lag. Dadurch haben Erschütterungen kaum Auswirkungen auf die Bildschärfe, da die Bewegung die Bildachse kaum verändert. Perfekt ist es nicht, aber besser als Bilder mit einem unruhigen See.

Später, als ich wieder zurückgekehrt war, ging es mit meiner Gastfamilie zu Essensständen an den Plaza de Ponchos, wo die anderen Tripa Mishki aßen, während ich mcih als Vegetarier zurückhielt. Tripa Mishki, oder wie man es auch immer schreibt, ist ein Gericht aus (denke Rinds-)därmen, die ordentlich gegrillt und dann in kleine Ringe geschnitten werden. Hier sehr beliebt und beinahe wäre ich auch versucht gewesen. So blieb mir nur eine Ananas Empanada und der Gedanke, dass „Cristobal Colon“ (ja, colon nicht colón!) ein super Name für einen Tripa Mishki-Stand wäre.

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Intag

Der Eingangsbereich zur Ferienhütte

 

Zuerst vorweg: Das Intag-Tal war sehr schön und vor allem Inlands-Touristisch. Sprich: Kurort-Atmosphäre. So richtig mit Thermalbad, überteuerten Familienrestaurants, trocken-warmen Wetter und Sonnenschein. Auch wenn ich nur sehr kurz dort war, kann ich dennoch sagen, dass es Mindo in kaum einer Weise gleicht. Das Klima ist deutlich trockener, die Vegetation lichter und flacher. Zumindest in dem Abschnitt, in dem ich mich aufgehalten habe (ziemlich zentral im Tal, am Rande des Rio Intag). Dem Tal zu Gute kommt, dass es die selbe Ausrichtung wie der Lauf der Sonne besitzt und es dementsprechend nie an Sonnenschein mangelt. Die Trockenheit sorgt außerdem dafür, dass trotz niedriger Seehöhe (etwa 1400m) kaum Moskitos stören (und dementsprechend auch keine Krankheiten). Eigentlich super, allerdings ist die Gegens auch stark als landwirtschaftlicher Kulturraum geprägt. Da kann Mindo doch mit mehr Natürlichkeit punkten.

Leider hatte der Opa meiner Gastfamilie nach einer Nacht keine Lust mehr und nachdem ihm das Auto gehörte, mussten auch die sechs anderen Familienmitglieder und ich bereits am Folgetag kehrt machen. Najo. Vielleicht schreibe ich später nochmal mehr.

 

Alles Banane

In Intag wird sehr viel Tropenobst angebaut, was meine Ausrede dafür ist, dass ich Blätter, insbesondere von Bananen, einfach liebe.

 

 

Ansonsten hat mich auch immer noch nicht das Reisefieber gepackt. Ich möchte ans Meer und dann auch richtig lange. Die Buckelwalsaison beginnt. Meine Flossen sind allerdings immer noch auf dem Weg und inzwischen kann ich dank Tracking sagen, dass keine Seite, auch nicht die Deutsche, an einem schnellen Pakettransport interessiert ist. Dementsprechend beschäftigen mich derzeit eher lokale Angelegenheiten. mein Gast-Schwager möchte mit mir am liebsten ein Unternehmen gründen, aber auch wenn ich einen ganzen Haufen an Möglichkeiten sehe, bin ich sehr skeptisch, so lange ich nicht die Steine im Weg sehe, die es definitiv gibt. Manchmal werde ich von meiner Gastfamilie gefragt, was mir an Ecuador gefällt und vor allem, was nicht. Eigentlich hat sich seit meinem ersten Monat nicht viel in der Hinsicht geändert, außer, dass es mich vor allem eine Sache immer mehr stört: Nahezu alles hier ist teurer. So viel teurer. Und die Leute verdienen nur einen Bruchteil. Es ist - Verzeihung - zum Kotzen. Beispiel: Heute hab ich (um morgen Falaffel zu machen) Sonnenblumenöl gekauft (Palmöl erzeugt bei mir Gewissenskonflikte und beim Soyaöl muss ich an Monsanto denken). 1l der Supermarktbilligmarke kostet 2,80$ (und 3$ gilt als guter Stundenlohn). Beim Rewe in Deutschland 1,19€. So ähnlich sieht es natürlich auch bei den anderen Grundnahrungsmitteln aus. Autos. Internet. Elektronik. Gebrauchsgegenstände. Alles außer Wohnen ist hier teurer. Von den Gehältern und Gehaltsgefällen habe ich ja bereits in Bezug auf die Elite-Uni ebenfalls geschrieben. Ecuador ist ein wunderbares Land und es gibt viel, worauf die Leute hier stolz sein können. Die Leute leben hier nicht auf den Bäumen*, es ist durchaus auch ein modernes Land, in vielerlei Hinsicht. Aber so viel kann verbessert werden. So viel _muss_ verbessert werden. Nahezu täglich denke ich darüber nach, wie und was. Natürlich spielt da gute und breite Bildung eine zentrale Rolle. Deswegen habe ich heute einmal Zahlen verglichen, weil ich wissen wollte, wie viele Studenten Ecuador hat. Fast 600.000 waren es 2012. Ein recht ähnlicher Anteil wie in Österreich (glaub 2010 waren es 330.000, bei der Hälfte der Einwohner). Das hat mich doch recht überrascht. Noch mehr überrascht haben mich dann aber zwei Zahlen. Die erste: 242. Das war die Anzahl der Doktoranden im Jahre 2013. Im gesamten Land. Die zweite: 14. Meine Zahl des Tages. So viele nicht-Mediziner haben im selben Jahr ihren Abschluss (also PhD) gemacht. Weniger als einer pro Million Einwohner. Wahnsinn. Oder?

*Das mit den Bäumen habe ich nicht geschrieben, weil ich je geglaubt hätte, dass es hier so wäre, sondern weil ich das Gefühl habe, dass die Mehrheit in Mitteleuropa so über Schwellenländer denkt. Siehe Flüchtlingskrise, wo hierzulande sich reihenweise Leute echauffieren konnten, weil die Flüchtlinge mit Smartphones kamen. Eben genauso ein Vorurteil wie "ja, da verdienen die Leute weniger, aber dafür ist auch alles billiger". Nein, eben nicht!

Leider habe ich mich nach der letzten Familienfeier ordentlich erkältet. Deswegen habe ich auch eine wunderbare Ausrede, warum ich weder vom Familienausflug zur Cascada de Taxopamba, noch vom Bau meiner zweiten Piñata bislang geschrieben habe. Tja… nachdem ich jetzt aber mit meiner Gastfamilie für drei Tage (ohne Internet) ins Intag-Tal abhaue, rühre ich mich noch kurz mit einem Selbstportrait, das beweist, dass ich den Sorgen meiner Mutter zum Trotz, noch nicht verhungert bin.

In diesem Sinne, hasta luego!

Eigentlich sollte es heute mit meiner Gastfamilie zur Cascade de Taxopamba gehen. Daraus wurde dann leider nichts, da es Andi, den Cousin aus Spanien, leider wieder erwischt hat. Vermutlich diesmal eine Erkältung. Der arme war inzwischen vermutlich fast genauso lange krank, wie gesund, seit er hier in Ecuador ist. Naja, damit hat es sich aufgeschoben, mal sehen wie lange.

Trotzdem kenne ich die Cascada bereits. Genaugenommen ist das auch der Grund, warum wir heute dorthin aufbrechen wollten. Denn meine Gastfamilie kennt den Wasserfall noch nicht, obwohl er wirklich in der Nähe liegt. Gewissermaßen war das ein Insidertipp meines Spanischlehrers, mit dem ich dort war… am vorletzten Tag meines Sprachunterrichts.

Eigentlich war auch bereits der Weg dorthin ein wirklich gutes Ziel. Und dass es die Nacht zuvor und auch am Morgen während der Wanderung geregnet hatte, war sogar in zweierlei Hinsicht ein kleiner Segen. Einerseits war der Wasserfall wohl beinahe doppelt so mächtig, wie normalerweise und andererseits hatte ich die Gelegenheit Grünzeig mit Wassertropfen zu fotografieren. Überraschenderweise sogar Bambus. Eine Pflanze, die ich bislang immer mit Asien verbunden hatte und sogleich skeptisch war, ob sie nicht, wie ja auch der Eukalyptus und die vielen Flaschenputzerbäume, eingeschleppt worden war. Wikipedia belehrte mich etwas später eines Besseren. Bambus ist tatsächlich auch in Südamerika ganz ursprünglich heimisch, in mehreren Formen, wie ich auch später in Mindo zu meinem großen Vergnügen (denn ich lieeebe Bambus) feststellen durfte. Bevor es soweit war, konnte ich mich an dem „Vogelnestbambus“ erfreuen, der natürlich ebenso wenig so heißt, wie der „Highfive-Baum“, aber ebenso sehr so aussieht. Darüber hinaus säumte den gut ausgetretenen Pfad eine frisch grüne Vegetation und ein paar Bauernhöfe mit angeleinten Schweinen und Kuhherden auf den Feldern. Während man auf dem Weg zur Cascade de Peguche eigentlich jeden Tag und beinahe auch zu jeder Uhrzeit Touristen findet, trafen Juan und ich erst auf unserem Rückweg insgesamt drei Wanderer. Der Wasserfall hingegen war vollkommen einsam, was glücklicherweise bedeutete, dass sich nur wenig Müll am Ufer fand. Alles in allem eine wirklich angenehme Halbtageswanderung, die sich, wenn man Zeit hat und in der Nähe ist, wirklich anbietet. In jedem Fall mehr, als die Casacade de Peguche, die in jedem Reiseführer steht und einfach ein leicht zugänglicher Wasserfall ist, wie es auch in Europa zuhauf welche gibt, nur eben umgeben von australischem Eukalyptus.

 

Da ich mich entschieden habe, wieder weniger zu schreiben, lasse ich lieber ein paar Bilder sprechen und gebe ein Update, sobald ich bei Sonnenschein mit meiner Gastfamilie wieder dort war.

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Sonnenuntergang in Otavalo

Eines Abends, von der Dachterasse aus geschossen.

 

Nun bin ich schon wirklich eine ganze Zeit lang hier in Ecuador und nachdem meinem Visumsantrag stattgegeben wurde, auch noch ein bisschen länger (wie geplant). Seit meiner Ankunft habe ich natürlich schon einiges erlebt, aber wie eine Reise fühlt es sich auch jetzt noch nicht an. Ein Auslandsaufenthalt. Ein besseres Wort fällt mir dazu nicht ein. Meine anfangs durch den Sprachschulbesuch erzwungene Sessilität ist mir auch (nahezu) geblieben. Nach meinem etwa zweiwöchigen Ausflug in das (sehr touristische) Vogelparadies Mindo, war ich zuerst nach Otavalo zu meiner Gastfamilie zurückgekehrt um in Ruhe mein Visum zu beantragen. Dass das ganze etwa drei Wochen und fünf Besuche bei der zuständigen Behörde dauern würde, hatte ich nicht gedacht oder zumindest nicht erhofft. Schlussendlich ist aber alles gut gegangen, eigentlich sogar sehr gut. Die Behördenbesuche waren auf jeden Fall auch eine interessante Erfahrung und auch wenn mein Spanisch noch weit davon entfernt ist, wo ich es gerne hätte (leider sehr weit), hat es dafür gut gereicht. Danach hatte ich mich leicht erkältet, was eigentlich ironisch ist, da jeder um mich herum friert, nur ich nicht. Gerade wegen dieser Ironie habe ich auch meiner Gastfamilie erklären müssen, dass man durch Keime und nicht durch Kälte krank wird und erstere habe ich mir vermutlich im Bus oder sonstwo eingefangen. Natürlich nicht bei dem Konsum eines Eises, welches hier von Verkäufern und vor allem Verkäuferinnen hier bei praktisch jeder Busfahrt gehandelt wird. Genauso wie Knabberzeug und teilweise auch Obst. Das Prinzip ist einfach. Der Bus bleibt nicht nur an Haltestellen stehen, sondern nahezu überall, wo Leute einsteigen wollen und manchmal sind es eben Händler. Die steigen ein, preisen ihre Produkte an (Heladito, heladito, heladito, 25 centavitos, 25 centavitos, saborito de morita, heladito, heladito), verkaufen etwas oder auch nicht und springen wieder aus dem Bus und wiederholen das Ganze mit dem nächsten Bus. Während man bei uns in öffentlichen Verkehrsmitteln meistens deutlich mehr zahlt, als im Supermarkt (in einem Zug in die Schweiz hatte ich einmal vergessen ein Getränk mitzunehmen und musste für 0,33l Mineralwasser 5€ zahlen… ), sind hier die Preise meistens gleich, wie in den Geschäften oder Straßenständen. Trotzdem. Offenes Softeis würde ich auch bei uns aus Sorge vor Salmonellen (und Ähnlichem) nicht kaufen. Nachdem ich mich an so einfache Prinzipien halte, hatte ich auch bislang noch keine Verauungsbeschwerden, wie über leichtes Unwohlsein oder Blähungen hinausgingen. Ganz im Gegensatz zu meinem Gastcousin, der letzte Woche aus Spanien ankam und hier seinen ersten elternlosen Urlaub verbringt und dem es einmal zwei Tage nicht sonderlich gut ging und viel Erbrechen musste und den es jetzt schon wieder erwischt hat. Auch mein Sprachlehrer meinte, dass es _jedem_ Touristen über kurz oder lang so gehen würde und meine Gastfamilie hatte ebenfalls Probleme, als sie nach etwa 12 Jahren aus Spanien nach Ecuador zurückgekehrt waren. Ich schiebe es jedenfalls darauf, dass ich Vegetarier bin und auch so wenig geneigt bin halbrohe Schnecken in Zitronensauce zu essen. Und auf meinen Saumagen. Ein Wort, das meine Gastmutter Erika auf Deutsch lernen wollte, denn ihr Mann Darwin besitzt angeblich ebenfalls einen (und wäre gerade die Aussprache für Erika nicht zu schwer, wäre es jetzt auch vermutlich Darwins neuer Kosename ;) ). Auch ansonsten geht es mir gut und selbst wenn ich nicht die ganze Zeit herumreise und deswegen auch etwas Unruhe verspüre (in dem Sinne, dass ich die Zeit zu wenig nutzen würde), fühle ich mich doch in aller erster Linie sehr, sehr wohl und irgendwie auch daheim. Inzwischen war ich auch auf mehr Familienfeiern und -treffen als zuvor gesamt in meinem Leben. Größere Familientreffen haben für mich auch immer etwas, das ich auf Deutsch schwer beschreiben kann. „Awkward“ trifft es vielleicht am besten, nicht peinlich, aber auch nicht wirklich entspannt. Hier bei jeder Familienfeier dabei zu sein, war gerade am Anfang für mich wirklich etwas seltsam. Irgendwie ist es das auch jetzt noch, aber zumindest bin ich es langsam etwas gewohnt. Auch wenn ich das Skurile nicht abschütteln kann. Etwa als der Andi, der Cousin/Neffe aus Spanien ankam. Erika hatte mich im Vorfeld schon gefragt, ob ich nicht zum Flughafen mitkommen möchte. Ich habe mich um eine so nichtssagende Antwort wie möglich bemüht und würde schon automatisch eingeplant. Als es dann am Vortag wirklich darum ging, ob oder ob nicht, meinte ich, dass es vermutlich für Andi ziemlich seltsam wäre, wenn die ganze Familie ihn empfangen würde… und dann noch ein deutscher Tourist extra. Meine Gastfamilie wiegelte ab und ich wiederholte mehrmals, dass es für ihn vermutlich recht seltsam wäre… mit dem Resultat, dass ich mitkommen sollte. Dann fiel eine Mitfahrgelegenheit aus und es schien sich von selbst erübrigt zu haben, ich ging laufen und als ich zurückkehrte, hatte sich eine Alternative gefunden. Also kam ich mit. Die Kamera nahm ich mit, um zumindest für die Familie Fotos zu machen, quasi als Daseinsberechtigung. Mit einer Ecuadorianischen Familie am Flughafen zu warten, war dann auch definitiv eine Erfahrung. Nicht nur wegen meiner Gastfamilie. Auch andere Familien begrüßten sehr emotional und überschwänglich ihre zurückkehrenden oder zu Besuch kommenden Verwandten. Auf Andi mussten wir allerdings eine ganze Weile warten, da der Flieger etwas Verspätung hatte und ihn der Zoll auch noch etwas getriezt hatte. Dann war es soweit und etwa 15 Großeltern, Tanten, Cousinen und sonstige Verwandtschaft stürzten sich auf den müden, sechzehnjährigen Andi, der zum ersten Mal geflogen war und zum ersten Mal ohne Eltern unterwegs war. Also so fast. Denn über Smartphone und Videotelefonie waren natürlich auch die Eltern bei der Ankunft dabei. Es war ein Kuddelmuddel, bei dem Andi etwas überfordert gewirkt hatte (allerdings ist er auch von Haus aus etwas schüchtern und zurückhaltend, da ist es schwierig einzuschätzen). Die meisten Verwandten hatte er noch nie gesehen und viele wurden ihm erst vorgestellt. Ich hielt mich komplett im Hintergrund zurück, schoss ein paar Fotos für die Familie und dann setzte sich der Tross in Richtung Autos in Bewegung. Dann fiel der Abuelita (Oma) auf, dass Andi und ich uns noch nicht gegenseitig begrüßt und vorgestellt hatte, hakte sich bei meinem Arm ein und zerrte mich Richtung Andi. Das bemerkte auch Erika, die dann Andi zum Stehenbleiben anrief und mich ihm vorstellte: „Das ist Quirin, aus Deutschland. Der wohnt gerade bei uns.“, oder so ähnlich. Eine kurze Begrüßung später, war ich dann wieder im Hintergrund verschwunden und fragte mich, für wen die Situation nun seltsamer gewesen war. Tja, aber irgendwie sind es auch solche Erfahrungen, weswegen es mich nicht unbedingt wegzieht, so seltsam es klingt. Denn hier mit der Familie zu leben ist einfach etwas anderes, wie „normaler“ Urlaub und es ergeben sich ständig neue Gespräche und ich erfahre ständig neue Dinge über das Umfeld, das Land, die Familie und mehr. Etwa, dass Darwin seine Frau noch nicht ein einziges Mal in seinem Leben geduzt oder beim Vornamen genannt hat. Oder dass Ecuador in Ibarra versucht eine Eliteuni aufzubauen und dem Unipräsidenten sowie seiner Frau jeweils 30 000 Dollar beziehungsweise den Dekanen je über 15 000 Dollar Gehalt pro Monat zahlt. Bei derzeit mageren ~1500 Studenten. In vier Jahren sollen es 10 000 werden, aber die gesteckten Ziele wirken in jederlei Hinsicht utopisch. Vor dem Hintergrund wirkt es trotzdem mehr als zynisch, dass mein Gastvater als Alleinverdiener an selbiger Uni als Fahrer/Chauffeur für die Professoren nur etwas mehr als den ecuadorianischen Mindestlohn verdient. Bei Lebenshaltungskosten, die vergleichbar sind mit unsrigen (Miete hier ist größtenteils günstiger, alles andere etwas bis extrem viel teurer). Tja… und jetzt steht auch bald Urlaub mit meiner Gastfamilie an! Aber jetzt bevor ich noch weitere Seiten schreibe, lese ich erstmal und vor allem endlich mein erstes normales spanisches Buch fertig (Juan Salvador Gaviota, empfehlenswert).

 

Playa de Ranas

Auch wenn ich nirgends Frösche gesehen habe, ein schöner Ort am Rande des privaten Schutzgebietes Las Tangaras

 

 

PS: Zum Thema extrem viel teurer: Ihr erinnert euch vermutlich noch an meine Flossen, die ich gemeinsam mit meinem Neopren zuhause gelassen habe. Tja. Jetzt befinden sie sich in einem Paket hierher. Denn für Apnoeflossen, die bei uns 60€ kosten, muss man hier 250 $ auf den Tisch legen. Ordentlich gebraucht immerhin noch 100$, über OLX, eine Verkaufsplattform, ohne Verkäuferbewertungen, Identitätsnachweis oder sonstiger Sicherheit … und natürlich nur per Vorkasse… Selbst normale Flossen, die nicht kompletter Schrott sind, kosten 60$ beim Händler, wenn man einen findet. Da ist der Versand deutlich günstiger und im Zweifelsfall könnte ich das Zeug hier gebraucht für mehr Geld verkaufen, als ich daheim dafür neu zahle. Deswegen kommt auch noch ein zweiter Schnorchelsatz mit und am Meer gibt es dann Schnorchelkurs für meine Gastfamilie!